"Gil Yefman: Kibbutz Buchenwald"

Ein Künstlergespräch mit Hannah Lessing, Gil Yefman und Jürgen Tabor

Künstlergespräch in der CAFE KORB Artlounge
"Gil Yefman: Kibbutz Buchenwald"

"Curated by 2019" zu Gast im Café Korb

Künstlergespräch anlässlich der Ausstellung "Gil Yefman: Kibbutz Buchenwald" in der Galerie Steinek, im Rahmen von "Curated by 2019"

mit
Hannah Lessing
(Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus),
Gil Yefman  (bildend. Künstler, Tel Aviv/Israel )
und
Jürgen Tabor  (österr. Kurator, Kunsthistoriker).

ÜBER GIL YEFMAN:

Gil Yefman, 1979 im Kibbutz Ramat Yohanan geboren, lebt und arbeitet in Tel Aviv. Er hat an der Bezalel Academy of Art and Design, Jerusalem, studiert und ist Träger des Rappaport Prize for a Young Israeli Artist.

Gil Yefman zählt zu den wichtigsten Protagonisten der jungen Kunstszene Israels. Im Zentrum seiner Arbeit stehen die Auseinandersetzung mit komplexen Identitäten, die Infragestellung normativer Auffassungen vom Anderssein und die Untersuchung, wie persönliche und kollektive Traumata Identitäten formen. In seiner Arbeit berührt er nicht nur tabuisierte Bereiche wie Tod, sexuelle Gewalt und den Holocaust, sondern widmet sich auch der Heilung offener und verdrängter Wunden. Seine Werke, die weiche Strick- und Textilskulpturen sowie Medien wie Video, Fotografie, Performance und Malerei umfassen, kreieren Welten mit ambivalenten Heldinnen und Helden. Ihren Ausgang nimmt seine herausfordernde Zugangsweise von seiner eigenen vielschichtigen Geschlechtsidentität. Eine weitere Ebene seiner Arbeit sind dauerhafte Kooperationen, beispielsweise mit dem israelischen Konzeptkunstpionier Dov Or-Ner oder dem Kuchinate Collective, einem Kollektiv afrikanischer Asylwerberinnen.

ÜBER DIE AUSSTELLUNG in der GALERIE STEINEK:

Gil Yefmans erste Einzelausstellung in Österreich in der Galerie Silvia Steinek präsentiert eine Auswahl seiner Auseinandersetzung mit dem Holocaust und der fortwährenden Beschäftigung der israelischen Gesellschaft mit dessen Nachleben. Yefmans Arbeiten widmen sich selten besprochenen, aber tiefgehenden Themen wie der Gründung des Kibbutz Buchenwald nach dem Ende des 2. Weltkriegs und der institutionalisierten sexuellen Gewalt in Konzentrationslagern. Indem er diese Themen mit aktuellen Realitäten wie der Flüchtlingsbewegung verknüpft, erzeugt er ein Bewusstsein, das sowohl auf die erstarrte Historisierung des Holocaust als auch auf die Einfühlung in die Traumata der Geflüchteten zurückwirkt. Es wird ein Zirkulationsmechanismus in Gang gesetzt, in dem sich unterschiedliche historische und gegenwärtige Zeitebenen, Erfahrungen und Identitäten verbinden.

Das Video "Bad Renro and Penelope at Kibbutz Buchenwald" entstand aus der Zusammenarbeit mit dem Holocaustüberlebenden Dov Or-Ner. Der Film folgt zwei Alter Egos, die die Künstler über Jahre entwickelt haben: Penelope, einer mythischen afrikanischen Frauenfigur, verkörpert von Yefman, und Bad Renro, der Persona eines jungen, unkonventionellen israelischen Künstlers, der Hitler-ähnliche Züge trägt, verkörpert von Or-Ner. Wie Phantome durchqueren sie in einer Art Heimsuchung den Kibbutz Buchenwald und das Konzentrationslager Buchenwald – jedoch nicht als historische, sondern als gegenwärtige Orte, die quer durch Raum und Zeit miteinander verbunden sind.

Die Arbeiten Field Slave und God Full of Wombs setzen sich mit sexueller Gewalt im Nationalsozialismus auseinander und lassen dabei gegenwärtige Interpretationsebenen einfließen. Field Slave führt in einen intimen Raum, der jenen Zimmern nachempfunden ist, in denen weibliche politische Gefangene interniert und als Teil eines perfiden Belohnungs- und Bestrafungssystems in den Lagern zu Sex versklavt wurden. Das Zentrum der Installation bildet eine außergewöhnliche, lebensgroße androgyne Puppe, deren weicher, von vervielfachten Organen überfließender Körper Missbrauch und Bedrohung assoziiert. Zusammen mit anderen gestrickten Objekten und Überwachungsgeräten entsteht ein aufwühlender Erinnerungsraum, der die Distanz des Dokumentarischen überbrückt.

God Full of Wombs ist eine Zusammenarbeit mit den Frauen des Kuchinate Collective, die aus brutalen Folterlagern im Sinai nach Israel geflohen waren. Das in Filz gearbeitete Bild ist die Interpretation eines Motivs der Nazi-Proganda, die Frauen zu Gebärerinnen von Soldaten instrumentalisierte.

Weitere Arbeiten wie Hedgerow und Milk Cans sowie historische Materialien erweitern das Themenfeld rund um den israelischen Kibbutz Buchenwald (heute Netzer Sereni), der als reale Metapher für den komplexen Neubeginn aus der Asche des Holocaust steht.

WEBSITE GALERIE STEINEK

http://www.galerie.steinek.at/coming.php

 

 

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