RECHTSRUCK IM 21. JAHRHUNDERT

Ein MITTWOCHS SALON im Café KORB mit Doron RABINOVICI und Andreas PEGLAU

MITTWOCHS SALON in der CAFE KORB Artlounge
RECHTSRUCK IM 21. JAHRHUNDERT

RECHTSRUCK IM 21. JAHRHUNDERT

In vielen Ländern gewinnen jene Kräfte die Wahlen, die im Namen des Volkes gegen die Vielfalt der Bevölkerung hetzen. Führende Staatsmänner, ob in den Vereinigten Staaten, ob in Ungarn, in der Slowakei oder in Österreich, schüren den Hass auf kritische Medien. Journalisten werden zu Volksfeinden erklärt, Qualitätszeitungen als Lügenpresse und Fake News verleumdet. Es geht darum, unabhängige Redaktionen einzuschüchtern. Die Literatur des Exils lehrt mich, wie schnell Parlamentarismus und Rechtsstaat in Gefahr geraten können.
(Doron Rabinovici zur Eröffnung der Dauerausstellung des Deutschen Exilarchivs in Frankfurt am Main)

Der MITTWOCHS SALON im Café KORB
Gruppen-Psychoanalyse und Gesellschaft

Der MITTWOCHS SALON ist ein Ort der Begegnung und des Austauschs zu gesellschaftsrelevanten Themen, Veränderungen, Konflikten und Herausforderungen im menschlichen Zusammenleben.
Geladen werden GruppenpsychoanalytikerInnen, PsychoanalytikerInnen, VertreterInnen verschiedener Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, KünstlerInnen und Kulturschaffende.

Nur wenige Jahrzehnte nach den katastrophalen, tragischen Ereignissen des letzten Jahrhunderts bekommen rechte Bewegungen weltweit Zulauf. Wie lässt sich der Rechtsruck verstehen und lassen sich die gesellschaftlichen Bedingungen verändern um das Erstarken rechter, menschenverachtender Ideologien in Zukunft zu verhindern?

Einen Erklärungsansatz und mögliche Lösungsansätze liefert der Psychoanalytiker Andreas Peglau, der sich auf die Schriften Wilhelm Reichs bezieht.

[…] wir sind brave Bürger, wir kritisieren zwar die Führung, aber wir kritisieren sie nicht wegen der wachsenden sozialen Ungerechtigkeit, sondern weil sie die Flüchtlinge ins Land lässt. Mit anderen Worten ist es eine Bitte um mehr autoritäre Führung. Es ist nicht die Forderung: Wir wollen endlich selber unser Schicksal in die Hand nehmen, sondern: Bitte führt uns anders. Wer autoritär geführt werden will, braucht aber Leute, die er für seine Probleme verantwortlich machen kann. Aber dies dürfen eben nicht die insgeheim gefürchteten Herrschenden und ihr System sein. Er wird also eher dazu neigen, sozial Schwächere oder bereits Entrechtete zu Feinden zu erklären. So wie es 1933 die Juden waren, die angeblich an allem schuld waren, und jetzt sind es eben die Flüchtlinge, die dieses sonst angeblich so wunderbare Land durcheinanderwirbeln. Und Parteien, die so etwas anbieten, auf der einen Seite eine Anbiederung an das neoliberale System und an nationalistische Ideologien, auf der anderen Seite klare Feindbilder, die ohne Risiko übernommen werden können […] setzen an den Charakterstrukturen vieler Menschen an und erreichen diese auf einer unterbewussten Ebene, die gerade deshalb höchst effektiv wirkt.
(Andreas Peglau in "Talk Together!")

Als Gäste begrüßen wir:
Doron RABINOVICI,
Schriftsteller, Essayist und Historiker. In Tel Aviv geboren, in Wien aufgewachsen.

Sein Werk umfasst Kurzgeschichten, Romane und wissenschaftliche Beiträge. Doron Rabinovici setzt sich in seinen Werken mit Antisemitismus, Rassismus und Rechtspopulismus auseinander. Rabinovici engagiert sich im Republikanischen Club – Neues Österreich gegen Antisemitismus, Rassismus, Homophobie und Rechtspopulismus. Er ist Mitglied der Grazer Autorenversammlung und erhielt zahlreiche namhafte Preise, unter anderem 2015 den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln.

Am 20. Oktober 2013 fand die Premiere von „Die letzten Zeugen“ am Burgtheater statt - anlässlich des 75. Jahrestags des Novemberpogroms 1938. Bei diesem von Doron Rabinovici und Matthias Hartmann inszenierten Projekt sassen sechs Zeitzeugen des Holocaust in einem Sesselkreis auf der Bühne, während Schauspieler ihre Erinnerungen vorlasen. Mit dabei war Rabinovicis Mutter, Schoschana Rabinovici.

Andreas PEGLAU,
Dr. rer. medic., Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut und Psychoanalytiker in eigener Praxis in Berlin.

Von 1985 bis 1991 war er als Redakteur im DDR-Rundfunksender Jugendradio DT 64 unter anderem für Lebenshilfesendungen zuständig. Während der DDR-„Wende“ gründete er mit anderen die Gemeinschaft zur Förderung der Psychoanalyse e.V.

2013 promovierte Andreas Peglau an der Berliner Charité mit seiner Arbeit zum Thema „Unpolitische Wissenschaft? Wilhelm Reich und die Psychoanalyse im Nationalsozialismus“, die im selben Jahr im Psychosozial-Verlag Gießen als Buch erschien. Darin dokumentiert Peglau, unter anderem, die folgenreiche Entpolitisierung der in ihrem Kern gesellschafts- und sozialkritischen Psychoanalyse, um ihr Überleben zur Zeit des Nationalsozialismus zu ermöglichen. Einzig allein Wilhelm Reich stellte sich bereits in den frühen 1930er Jahren öffentlich gegen Nationalsozialismus und Stalinismus und versuchte eine psychoanalytische Untersuchung rechter Bewegungen vorzulegen.
2017 erschien Peglaus Buch „Rechtsruck im 21. Jahrhundert. Wilhelm Reichs Massenpsychologie des Faschismus als Erklärungsansatz“

Moderation:
Florian FOSSEL
Psychoanalytiker und Gruppenanalytiker

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