Geschichte

Die Baugeschichte des Hauses, in dem heute das CAFE KORB untergebracht ist, liest sich wechselvoll. Einst stand hier ein bereits im 15. Jahrhundert erwähntes Haus „beim Kühfuss“. Das Nachbargebäude stammte in etwa aus derselben Zeit und beherbergte später eine Bierschenke mit dem Namen „Zum Kühfuss“.

Um 1749 wurden beide Gebäude baulich vereint, die Gastwirtschaft blieb erhalten. Sie lag in der Ecke Tuchlauben / Brandstätte – da, wo die noch heute Kühfussgasse genannte Gasse auf den Platz mündet. Zu der Zeit dürfte an diesem Ort ein Kaffeehausbetrieb mit der Adresse Tuchlauben 11 direkt gegenüber existiert haben. Es soll eines der ersten Cafés Wiens gewesen sein, in dem man auch Damen sitzen sah, was im 19. Jahrhundert alles andere als üblich war.

Aussenansicht mit Vorgarten, 1912
Aussenansicht mit Vorgarten, 1912

In den Jahren 1904 bis 1906 wurde anstelle des demolierten Doppelgebäudes „Zum Kühfuss“ das vom Architekten Julius Mayreder geplante Direktionsgebäude der städtischen Kaiser Franz Joseph Lebens- und Rentenversicherungs-Anstalt, die nachmalige Wiener Städtische Versicherung, gebaut. Im Erdgeschoss zog der Kaffeehausbetrieb Korb ein.

Schlusssteinlegung mit Kaiser Franz Joseph I. und den drei Wiener Bürgermeistern Dr. Karl Lueger, Josef Strobach & Josef Neumayer
am 2. April 1903
Schlusssteinlegung mit Kaiser Franz Joseph I. und den drei Wiener Bürgermeistern Dr. Karl Lueger, Josef Strobach & Josef Neumayer am 2. April 1903

Das Kaffeehaus wurde vom Ehepaar Amalie und Adolf KORB, das zuvor im 7. Bezirk bereits ein Kaffeehaus betrieb, gegründet.
Ursprünglich befand sich das Café Korb an der Adresse Tuchlauben 11 und wurde an dieser Stelle bereits 1890 eröffnet. 1904 übersiedelte das Kaffeehaus an die aktuelle Adresse.
DAZU ein "Ausflug" in die Musik-Geschichte Östereichs:

Das Ehepaar Korb hatte 3 Kinder: Rudolf, Kamillo und Jenny. Jenny KORB (1869-1937) war eine international höchst erfolgreiche gefeierte OPERNSÄNGERIN (Sopran).
An der Wien Hofoper sang sie z.B. zwischen 1898 und 1908 in 27 Aufführungen wie etwa die Titelpartie in "Aida" und bis in die 1930er Jahre war sie auch in Liederabenden in Wien zu hören.

In der MUSIKGESCHICHTE wurde sie jedoch ein ganz besonders gefeierter Star, weil sie 1906 die Titelpartie der "SALOME" in der österr. ERSTAUFFÜHRUNG sang (Opernhaus Graz/damals noch Stadttheater genannt, da "Salome" an der Wiener Hofoper aus Zensurgründen nicht gespielt werden durfte). Der Komponist Richard STRAUSS dirigierte höchst selbst diese Aufführung.
Zu dieser Premiere reisten z.B. die Komponisten Gustav Mahler mit Gemahlin Alma, Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton Webern, Alexander Zemlinsky und Giacomo Puccini an.
Das Publikum der Produktion war begeistert und überwältigt, vor allem auch weil die junge, schlanke Jenny Korb den "Tanz der 7 Schleier" höchst bemerkenswert selbst „hinlegte“, der auch Jahrzehnte danach oft von einer Balletttänzerin „übernommen“ wurde ...

JENNY KORB auf WIKIPEDIA.

In den Jahren 1958 bis 1962 wurde der Gebäudekomplex Brandstätte 7 – 9 in seiner heutigen Gestalt erbaut. Er schließt das einstige Versicherungsgebäude mit ein. Die Fassade mit genuteten Granitplatten am Sockelgeschoss lässt das monumentale Bürohaus einheitlich erscheinen. Die Familie Widl, seit 1950 Besitzer des Korb, gestaltete im Zuge dessen das Kaffeehaus dem Zeitgeschmack entsprechend komplett um. Das historische Erscheinungsbild verschwand mitsamt den Korb-Stuckaturen und wich dem 50er-Jahre-Stil, den das Café bis heute behalten hat.

Damit ist das CAFE KORB eines der typischsten Wiener Kaffeehäuser dieser Stilepoche und entfaltet entsprechend einen ungemeinen Reiz. Klassische Bepolsterung, originale Holzstühle, einzigartige Glasluster und ganz viel Patina machen den Charme dieses Kaffeehauses aus.

Alte Fotografien an den Wänden erinnern an eine illustre Gästeschar, die im Verlauf der Jahrzehnte hier Gast war. Selbstverständlich fehlt auch die obligate Auswahl an Zeitungen und Zeitschriften nicht. Bekannt ist das Café für die resolut-freundlichen Ober, die auch mal für Anekdötchen zum Weitererzählen sorgen, und die qualitativ gute Küche, welche mit hauseigenen Spezialitäten aufwartet. Sehr beliebt ist der ausladende Schanigarten auf dem Platz vor dem Haus rund um den 1928 erbauten Tuchmacher-Brunnen. Das Kaffeehaus ist bei Einheimischen gleich wie bei Wien-Besuchern sehr beliebt.

Susanne Widl, umringt von ihren Gästen
Susanne Widl, umringt von ihren Gästen

Aussergewöhnlich ist zudem das Untergeschoss, das einen im Jahre 2002 von mehreren Künstlern (Günter BrusPeter Kogler und Peter Weibel) gemeinsam entworfenen Extraraum – die Art Lounge – beherbergt, wo sich unter anderem Kunst- und Kulturschaffende treffen. Architektonische Gesamtleitung des Umbaus: Arch. Manfred Wolff-Plottegg.

Die Toilettenanlagen sind gut zwei Jahre später neu entstanden und mit ihrem futuritischen Design einen Besuch wert, selbst wenn man nicht „muss“.